Eigentlich gucke ich nur Werktags in den Spiegel, obwohl das im Grunde genommen falsch ist. Ich gucke ganz selten in den Spiegel, aber meistens an Werktagen, obwohl das auch nicht ganz stimmt, da ich mich jeden Sonntagabend rasiere. Also, nochmal:

Ich gucke nur Werktags in den Spiegel, das ist auch das sinnvollste. Ich weiß ja, wie ich aussehe und werktags sehe ich einfach am besten aus: ausgeruht, entspannt und nicht vom Wochenende fertig. Manchmal ertappe ich mich doch, wenn ich irgendwo betrunken auf der Toilette bin, dass ich mich in diesem Zustand angucke und dann denke ich, dass ich besser aussehe als sonst. Vielleicht bin ich betrunken einfach nicht kritisch genug oder seh vieles wesentlich entspannter, was mich direkt zu meiner eigentlichen Geschichte bringt.
Es ist ein Tag in der Woche, ein ganz normaler, nur einige Dinge scheinen heute besser zu sein. Vielleicht ist es der kritische Umgang, den ich gestern mit der Bibel hatte. Manchmal da packt es mich und ich lese die Bibel. Wie gestern auch. Wie immer komme ich ins Zweifeln, ist das alles richtig, was da steht, warum die ganzen Symbole und dann denke ich, wie Gott beschrieben wird, ist das eigentlich ein ganz lässiger Typ. Ich finde ja, dass wir schon ziemlich lange auf Jesus Christus warten, der damals vor 2000 Jahren sagte, ich komme bald wieder. Bald, was ist für einen Gott "bald". Ich meine ich könnte nicht 2000 Jahre warten, also muss Gott eine Engelsgeduld haben.
Was mich dann entspannte war eigentlich der Gedanke, dass es egal ist, was man macht. Man hat seine gewisse Zeit zu leben und irgendwann stirbt man. Mir soll erstmal jemand beweisen, dass das, was ich mache, tatsächlich mein Leben verkürzt.
Vielleicht sollte ich doch häufiger in den Spiegel schauen und denken: man siehst, du heute wieder gut aus oder würde das nur weitergehend meines Alkoholismus schüren? Wer ist das, wie heißt, warum guckt der mich an, warum sieht der so verdammt gut aus?
Ich sitzte im Cafe und gucke mir die Frauen an, alle Frauen, heute freue ich mich besonders über Asiatinnen, aber auch über andere Frauen. Ich denke an Sex, an richtig guten Sex. Ich sitzte also da, schaue mir die Frauen an und denke an Sex. Ich schlage die Beine übereinander, schon mal aus Vorsicht. Ich denke, dass ich die nächsten paar Minuten wahrscheinlich nicht auf die Toilette gehen kann und bestelle mir ein Bier. Bleibe sitzten, trinke um 11h ein Bier in der Sonne, schaue mir Frauen an und denke an Sex, habe die Beine übereinandergeschlagen und finde, dass es eigentlich ganz cool ist, dass es mich gibt. Vor allem merke ich seit langem, dass ich alleine ziemlich glücklich geworden bin, was ich eigentlich nie gedacht hätte, als meine Freundin mich verließ. Ich denke wieder an Sex und nicht an die Ex. Ein Mädchen geht vorbei, ich gucke sie an, sie guckt mich, sie geht ein Stück, um mich dann wieder anzugucken, ich lächle, sie auch. Gut, dass ich die Beine überschlagen habe. Was sie wohl gerade denkt. Ich gucke ihr nach, trinke einen Schluck und fange an zu träumen, ich träume von ihr. Wie sie wohl heißt, bestimmt hat sie einen schönen Namen, auf keinen Fall ist es ne Yvonne oder ne Jaqueline, bestimmt hat sie einen klangvollen Namen. Was sie wohl macht, so um 11h. Mag sie Jungs, die um 11h im Cafe sitzen, ein Bier trinken und an Sex denken? Bestimmt. Das wäre doch ein schönes Kompliment, wenn ich sie mal kennenlerne:
"Weißt Du noch, als wir uns das erste mal gesehen haben: Ich saß da hab in diesem Cafe und hab an Sex gedacht, aber als Du mich angelächelt hast, musste ich nur noch denken, wie schön Du bist!"

"Als ich Dich gesehen habe" wird sie sagen "dachte ich, hat der Typ heute morgen eigentlich schon mal in den Spiegel gesehn, kein Wunder, dass der jetzt schon wieder ein Bier braucht!"