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und in Sachen Schnaps ein Experte.

 
Ich bin ein Arschloch, das kann man wohl sagen. Ich könnte mich auch nicht erinnern, dass ich wirklich jemals nett gewesen bin. Es fing eigentlich schon relativ früh an, im Grunde genommen schon im Kindergarten. Als Anführer und Oberrüpel der gelben Gruppe prügelte ich mich am liebsten mit dem Anführer der blauen Gruppe. Ich war schon damals brutal, ich schlug in mit der Schippe in die Fresse und schubste ihn gegen die Rutsche. Voller Adrenalin platzte ein Äderchen in meiner Nase, so dass ich Nasenbluten bekam. Die Kindergärtnerin kam zur mich und fragte mich, wer das war. Ich drehte mich um und zeigte mit dem Finger auf den Anführer der blauen Gruppe. Ich bin nicht gerne gemein, aber es ist dennoch eine meiner Eigenschaften, die ich nicht ändern kann. Es gibt freundliche, unfreundliche, spontane und eben auch böse Menschen. Ich gehöre nun mal zu den Bösen. Wenn ich heute Nasenbluten habe, dann deshalb, weil ich ein längere Zeit geschnittenes Koks vertickt habe und heute so gut wie keine Nasenschleimhäute habe. Die jugendlichen Taten werden einem häufig im hohen Alter erst bewusst. Ich bin heute 77 und schaue auf ein interessantes Leben zurück. Ich bin zufrieden, auch wenn ich jetzt alleine bin und kurz davor bin, mir die letzte aber alles entscheidende Kugel zu geben. Es ist der vierte Advent und mein Sohn hat mich zu seiner Familienfeier eingeladen. Er hasst mich. Er hasst mich wirklich, aber ich bin sein Vater und er denkt, ich solle nicht alleine sein. Ich gehe hin und werde mich vor versammelter Mannschaft die Rübe von den Schultern schießen. Nicht nur, dass sie das Blut und Gehirn von den Tapeten waschen müssen, nein, sie werden nie wieder ein schönes Weihnachtsfest haben, weil sie immer an den mit Gehirnstücken geschmückten Weihnachtsbaum denken müssen. Ein großes Erbe erwartet sie auch nicht, ich hab zu Lebzeiten viel Geld verprasst. In meinem Testament steht, dass mein ganzes Hab und Gut, das über den gesetzlichen Anteil geht, an eine Mitarbeiterin im Reisebüro geht, mit der ich immer meine Sextourismusreisen nach Thailand gebucht habe. Er bekommt 200.000, das reicht aus, aber ist auch nicht die Menge. Früher habe ich die Woche 200000 mit Drogengeschäften verdienen können, wenn ich gewollt hätte. Warum hasse ich die Menschen, was ich mit mir passiert. Im Endeffekt hatte ich die Chance, dass aus mir was wird.
Ich bin aufgewachsen in einer Kleinstadt, nicht groß, aber gerade groß genug, um nicht als Bauer bezeichnet zu werden. In der Nähe war eine Großstadt. Als Jugendlicher unterstützte ich den örtlichen Fußballverein, aber an eine Kariere zu denken, war nicht möglich, die Statistiken sprachen gegen mich.
Heute frage ich mich, ob ich jemals versucht habe, ein besserer Mensch zu werden, und die Antwort lautet Nein. Ich war immer so. Es wird wahrscheinlich keinen Freundlichen Menschen geben, der auf einmal unfreundlich sein will, vom Paulus zum Saulus, kann ich mir nicht vorstellen, zumindest nicht aus freien Stücken. Bei mir gab es kein Ereignis, dass mich zum schlechten Menschen machte. Ich wuchs also in dieser Stadt auf und langweilte mich zu tode. Es gab nichts spannendes. Die Schule und die darauffolgenden Jahre waren halt da. Ich ging nicht gerne zur Schule, aber ich musste mich auch nicht anstrengen, um gut in der Schule zu sein. Wer intelligent ist, darf faul sein. Seltsamer Weise war ich nicht unbeliebt und selbst die Frauen standen auf mein Bosheit. Ich konnte mir das nicht ganz erklären, sie standen Schlange, um sie schlecht behandeln zu lassen. Ich glaube, Frauen suchen häufig jemanden, der sie demütigen kann, so ähnlich wie meine zweite Frau, von der ich meinen Sohn habe. Ich habe sie kennengelernt, nachdem meine erste Frau starb. Das war vor 40 Jahren. Ich hatte Erfolg, war wohlhabend und sie ne dumme Göre. Ich hatte gerade meine Dissertation über Adorno abgegeben, und bei ihr war es wirklich eine Beleidigung, wenn sie „ICH“ sagte, warum ich sie heiratete weiß ich nicht mehr. Es muss etwas mit Macht und Abhängigkeit zu tun gehabt haben. Ich meine die Macht, sie von mir abhängig zu machen. Irgendwann reichte es mir. Ich kaufte mir eine Wohnung, stellte ihr einen Scheck aus und richtete einen Dauerauftrag zur Unterstützung ein. Ich war großzügig, ließ sie allerdings mit einem einjährigen Kind zurück, das mich total nervte. Sie hatte einfach die Pille nicht mehr genommen und mein Geld ignoriert, mit dem ich sie zu einer Abtreibung überreden wollte. Ich wollte keine Kinder. Es war dumm ihr zu vertrauen, aber kein Grund ihr durchhalte Schwüre zu leisten. Ich sagte, dass ich nicht bereit sei ein Kind großzuziehen, das sei ihr Problem. Für viele Menschen ist es das schönste, wenn ein Kind lächelt, dann war keine Mühe umsonst. Ich hätte auch hier ohne Sohn sitzen können, nur verantwortlich für mich selbst, ich würde das Lachen des Kindes, das er mal war nicht vermissen. Viel mehr ergötz ich mich an dem Gedanken, dass über mein Leben hinaus, bis in den Tod, sein Hass leben wird. Und somit werde ich doch länger leben, als mir das irdische Leben ermöglicht.
Frauen sind also devot, lassen sich gerne demütigen und genau das habe ich gerne gemacht. Ich lebte sehr konsequent, jeder kriegte das ab, was er verdiente. Freunde? Ne, hatte ich nicht. Ich war einmal in meinem Leben verliebt. Es gibt sie in jedem Leben, die große Liebe. Ja, ich gebe zu ein tolles Gefühl, ja, ich gebe auch zu, dass ich traurig bin, dass ich nicht mehr Zeit mit ihr verbringen konnte, aber sie starb.
Wir haben uns in einer Party kennengelernt. Es war die Party einer ehemaligen Affäre und ich bin hingegangen, weil ihr Freund auch da war und sie daraufbestanden hat, dass ich auch da bin. Für sie war das wohl ein gewisser Kick, den ich nicht verstehen konnte, aber einen Gefallen könnte sie von mir wirklich nicht verlangen. Wir fickten miteinander, vielleicht schon drei vier Monate und ihrem Trottel war nichts aufgefallen. Mir war diese ganze Geheimhalterei zu blöd geworden und ich hab die Sache beendet. Was sollte ich machen? Sie anbeten und bitten, ihren Freund zu verlassen, warum? Ich mochte sie nicht, es war Sex. Auf der Party war dann ihr Hampelmann, ein ziemlicher Wicht, ein Witz von einem Mann, aber er schien sie zu lieben, und was mich wunderte, sie ihn auch.
Plötzlich stand er neben mir, als ich an der Anlage stand und Musik auflegen wollte. Er fragte mich, wer ich sei. Ich guckte ihn an, verstand nicht ganz. Ich wusste auch nicht genau, was ich sagen sollte. Ich entschied mich erstmal nicht die Wahrheit zu sagen, mit der Wahrheit hab ich es einfach nicht. Ich erzählte ihm, dass ich ein Bekannter aus der Uni sei. Er unterstellte mir auf einmal, dass ich wohl der Typ sei, mit dem sie sich ab und zu treffe. Er hatte wohl doch was bemerkt und ganz schön betrunken. „und weißt Du was“, sagte ich zu ihm: „wenn Deine ach so liebe Freundin ein bisschen besser ficken würde, dann wäre es jetzt meine ach so liebe Freundin.“ Er holte aus und schlug mir ins Gesicht. „was, was hast Du gesagt?“, fragte sie mich. „Die Wahrheit.“ „was ist die Wahrheit.“ Ihr Freund guckte sie an und sagte voller Wut: „wenn du besser ficken würdest, wärst du mit ihm zusammen! Und Recht hat er“ Sie guckte mich enttäuscht an. Ich hatte gelogen, sie war gut im Bett.
Ich ging. Ich hatte eine Ohrfeige bekommen, die ich wohl verdient hatte. Aber ich ging nicht alleine, ich wurde verfolgt, eine gut aussehende Brünette ging mir hinterher. Was sie wolle, wollte ich wissen. „Du gefällst mir.“ Sie hatte das Spektakel mitbekommen und fand meine Art, mich aus der Affäre zu ziehen schlagfertig. Sie war keine dumme Göre, die ich sonst so kennenlernte. Sie war interessant. Sie schätze meine Bosheit, obwohl sie selber ein guter Mensch war. Noch heute frage ich mich, warum sie sich in mich verliebte. Sie bekam nur einmal Blumen von mir und die lagen auf ihrem Sarg,
Die Zeit mit ihr war spitze. Ich war 27, war intelligent, hatte Geld aus Drogengeschäften, hatte gerade mein Studium bestanden, die Zukunft gehörte uns. Ich verbrachte viel Zeit mir ihr. Sie war der einzige Mensch, den ich nicht verletzen wollte. Sie respektierte, dass ich nicht meine Gefühle zeigen konnte, aber das war auch nicht nötig. Ich liebte sie und das konnte ich ihr sagen, diese paar Jahre waren wirklich schön. Dennoch lachte sie über mich und meine Geschichten, wenn ich ihr erzählte, was ich wieder zu wem gesagt habe. Zum Beispiel habe ich ihren Exfreund mal auf der Toilette getroffen, eigentlich war es anders. Ich sah, wie er auf Toilette ging und stellte mich am Pissoir neben ihn und guckte ihm auf seinen Penis und fragte, ohne den Blick von seinem Penis zu lassen: „hast Du Dich nie gefragt, warum sie Dich meinetwegen verlassen hat?“. Stille, dann drehte er sich um und pisste mich an. Was soll ich sagen, psychische Narben sind tiefer als eine nach Urin stinkende Hose. Ich hätte ihn totschlagen können, problemlos, das macht mir nicht aus. Ich musste schon mal zwei, drei Leute umbringen, da hab ich bis heute kein Problem mit, vor allem, wenn ich gleich mir die Kugel in den Kopf jage. Meine erste Frau starb früh an Krebs. Der Arzt konnte nichts machen und ich gab ihm Recht. Man muss die Dinge realistisch sehen. Jeder bekommt seine Strafe. Meine Strafe war, dass mich der einzige Mensch verließ, den ich liebte, der mich liebte.
Stefan (Gast) meinte am 5. Feb, 10:02:
Hey Ecki,

was war den das wieder für ein Erguss? Ich weiss zwar nicht wie dir sowas ins Gehirn geschneit kommt, aber ich finds großartig. Bitte mehr von sowas.

Stefan 
 

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